Auswärtsspiel in Vigo.

Lang lang ist es her, dass unsere Eintracht auf dem internationalen Parkett ihre Visitenkarte abgegeben hat. OK, nicht wirklich lang, da war ja noch was in Kopenhagen. Leider konnte ich aus persönlichen Verpflichtungen nicht hinfahren, deshalb war jetzt Galicien fällig.  Schnell haben wir einen Flug nach Santiago de Compostela für kleines Geld gefunden. Die Reisegesellschaft war Jochen „Bada Bing“, der Unvergleichliche Rava und natürlich meine Wenigkeit Harilos.
Also erster Punkt unserer Tour war Santiago de Compostela, dass für ihre Kathedrale, die als die Grabstätte des Apostels Jakobs gilt, berühmt ist.
Falls ihr euer Portemonnaie durchwühlt und dort ein paar spanische Kupfermünzen entdeckt, könnt ihr sehen, wie die Fassade der Kathedrale aussieht.
Selbstverständlich haben wir als junge, intellektuell interessierte Männer uns natürlich von der Kathederale so angezogen gefühlt wie Motten vom Licht.
Aber bevor man auf Kulturtourist macht, muss man sich natürlich stärken, und hier muss ich einfach ein großes Loblied auf die spanische Küche anstimmen. Das war alles so lecka und das Bier so gut und billisch. Mein Kumpel Rava hat wohl die Küche nicht so ganz verkraftet. Jedenfalls hat er sich nicht in die Kathedrale getraut, weil er seine Darmwinde nicht so ganz im Griff hatte. Der Altar war so mit das kitschigste, was ich jemals gesehen habe, aber das Gebäude an sich war schon wunderschön, insbesondere der Vorplatz. Wirklich beeindruckend.
Nächste Station war nun Vigo, welches zwei Stunden mit dem Bus entfernt war. Vigo wurde in einer SGE nahen Internetseite als das galizische Offenbach bezeichnet, da eine Hafenstadt in direkten in Nachbarschaft zum schönen Santiago. Ich finde das deutlich zu hart. Gut, Vigo ist nicht so schön, aber keine Stadt hat es verdient mit Offenbach verglichen zu werden, und Vigo schon gar nicht. Die Promenade am Hafen war schon nicht so schlecht.
Nach einigen Stunden des Ausruhens ging es gleich weiter. Einige charmante junge Damen aus Vigo, die der große Jochen „Party im Bing“ klar gemacht hat kamen uns um Mitternacht abholen und ich muss sagen, Jochen hat seinen Job gut gemacht. Das waren Frauen, für die solche Männer wie wir normalerweise sowas wie tote Fliegen für Frösche sind. Sie sehen uns einfach nicht ...und ich muss sagen, es war auch beeindruckend, wie sie ihre Enttäuschung verbergen konnten.
Nun machten wir erst einmal einen gepflegten Gang durch die Gemeinde. Leider habe ich irgendwann meinen Kumpel Jochen aus den Augen verloren. Das letzte, was ich von ihm gesehen habe war, wie er neben einer verheulten iberischen Schönheit saß.
Ich war beeindruckt von unseren Jochen. Erst in Kopenhagen in bester Abstaubermanier den Ball über die Linie gebracht und jetzt in Vigo schon wieder in der Vorwärtsbewegung. Der Mann ist ein Phänomen.
Na gut, am nächsten Morgen, so gegen Mittag, war die Begeisterung nicht mehr ganz so groß. Die junge Dame hatte sich vor ein paar Tagen von ihren Freund getrennt, war deshalb etwas aus ihren seelischen Gleichgewicht und hat den ganzen Abend ihrem Ex hinterher telefoniert und sämtliche Nachtclubs der Stadt nacheinander abgeklappert. Und mein Kumpel Jochen als Aufpasser als hinterher. Naja wenigstens kannte er danach Orte, die man normalerweise als Tourist nicht zu sehen bekommt.
So bevor wir jetzt völlig ins Gelaber abschleifen, kommen wir zum eigentlichen Grund unserer Reise.
Das Spiel ging um 21.00 los. Wir sind um 17.00 aufgebrochen, da wir zu Fuß zum Stadion laufen und uns noch genug Zeit lassen wollten, um auf dem Weg dahin noch die ein oder andere Kneipe etwas genauer zu erkunden... und da fanden wir sie die Kneipe meiner Träume: Das Bier kalt und schäumig und der Himmel voller Schinken. Ja dieser spanische Schinken ist schon suchterzeugend.
Nachdem ich dann von meinen Freunden mit Gewalt vom Tresen gezehrt wurde und ins Stadion verschleppt wurde kam es nun zu
Celta di Vigo - Eintracht Frankfurt Estadio Balaidos  9.000 Zuschauer
9.000 Zuschauer. Ich war nur enttäuscht. Da kommt die Diva vom Main und das Stadion ist nicht einmal halb voll. Wirklich erschütternd in Anbetracht der Tatsache, dass die Spanier völlig Fußball verrückt sind und dort permanent Fußball in der Glotze läuft. Was wäre eigentlich los gewesen, wenn nicht auch noch 1.500 Frankfurter angereist wären?
Ärgerlich auch, dass Rava in seiner ersten Panik, dass wir nicht genug Karten bekommen, sämtliche Quellen angezapft hatte, die er kannte. Somit waren wir im glücklichen Zustand, mit 8 Karten anzureisen, obwohl wir eigentlich nur zu viert unterwegs waren (mittlerweilen war auch Gabriel aus Mallorca angereist).
Eine Karte konnten wir verkaufen, der Rest war hoffnungslos, da alle schon mit Karten versorgt waren und die Spanier es vorzogen, statt den 38,50€, die wir verlangten, lieber 5€ bezahlten, um in den eigenen Block zu kommen.
So hatten wir wenigstens Gelegenheit, die jungen Damen, die uns so nett empfangen haben mit ins Stadion zu nehmen. Etwas unangenehm war, dass irgendwann die Fankurve „Vigo Schweine“ gebrüllt hat. Sie wollten wissen, wie man das übersetzt. Gute Frage, wie übersetzt man das.....
Die erste Überraschung war nun die Aufstellung der Eintracht. Amanatidis, Fink und Streit auf der Bank, dafür Takahara und Huber von Anfang an. Man könnte meinen, dass hier die Schlüsselspieler geschont werden sollten.
Das Spiel war eher durchwachsen. Vigo hatte die erste Chance schon nach 4 Minuten, die glücklicherweise knapp am Tor vorbei ging, aber nach 10 Minuten hat es dann doch geklingelt. Irgendjemand in der Innenverteidigung hat mal wieder massiv gepennt und der galizische  Spieler konnte problemlos die Kugel reindrücken. Glücklicherweise kam es dann zu einen schönen Treffer von Huber in der 18. Minute. Alles wird gut. Danach plätscherte das Spiel nur so dahin und ich hatte eigentlich den Eindruck, dass wir die Brüder gut im Griff haben. Dummerweise hätte irgendjemand Meier erklären sollen, dass es keine so clevere Idee ist zweimal kurz hinter einander mit den Ellenbogen auf den Gegenspieler loszugehen. Konsequenz: gelb-rote Karte. Gerade in dem Moment, wo man das Gefühl hatte, jetzt könnte noch ein bisschen mehr rausspringen... aber naja wenigstens nicht verloren.
Danach ging es erst mal zurück in die Cervezeria der 7. Glückseligkeit, in der wir noch ein wenig vom Schweinebein naschten.
Irgendwann ging es noch einmal ins Partyviertel, in der sich Jochen ja mittlerweilen ganz gut auskannte. Hier nochmal ein Tipp von einem Mann von Welt. Geht niemals mit einer angetrunkenen Spanierin Gyros essen. Das hat in etwa einen ähnlichen Effekt, wie wenn man eine wunderschöne Frau anspricht und sie einen mit Micky-Maus-Stimme antwortet. Verlangt nicht nach weiteren Erklärungen, macht das einfach nicht.
Kommen wir nun zur letzten Etappe unserer kleinen Reise: Porto die liebliche Stadt am Douro. ... und dort zum Spiel
Boavista Porto - CD Aves Estádio do Bessa
Wir haben uns natürlich schlau gemacht. Boavista hat ein schachbrettartiges Wappen, als Remineszens an die Schachabteilung. Schachspieler werden von Fußballspielern meistens ziemlich verächtlich behandelt. Als zum Beispiel Bayern München den Titel im Schach holte, sprach Franz Beckenbauer nur von den Klötzchenschiebern, und dieser Verein holt sich ein Schachbrett ins Wappen. Jochen und ich waren begeistert. Von was wir nicht begeistert waren, war der Zuschauerandrang. Das Spiel war erbärmlich besucht. Ich tippe mal auf 3.000 Zuschauer. Was besonders erschütternd ist, wenn man sieht, was für ein Schmuckstück das Estádio do Bessa ist. Ich möchte mal wissen, was dort los ist?? Permanent läuft Fußball in der Glotze, aber niemand geht ins Stadion. OK, das Wetter war Dreck, es hat die ganze Zeit geregnet, der Gegner ein Aufsteiger, war wohl auch nicht das, was man als Zuschauermagneten bezeichnet und als 2. Mannschaft in der Stadt hinter dem großen FC Porto hat man sowieso die Arschlochkarte gezogen (fragt mal unsere Freunde vom FSV), aber 3.000 war definitiv zu wenig, vor allem angesichts der Tatsache, dass die Eintrittskarte gerade mal 3€ kostete.
... und dann ging das Spiel los und wir haben verstanden. Ich habe schon viel erbärmliches Gebolze über mich ergehen lassen, aber das war unerträglich. CD Aves schoss ein frühes Tor und verbarikadierte sich hinten rein. Boavista versuchte nun Druck zu machen.... wie gesagt versuchte.
5 Minuten vor Schluss schafften sie es endlich, den Ball über die Linie zu drücken. Dann in der Nachspielzeit fiel auch noch das 2:1. Wie bitter für Aves. Dann holten wir uns noch ein paar Fanutensilien im stadioneigenen Fanshop, den wir als einzige besuchten.
Am nächsten Tag ging es dann zurück nach Frankfurt. Man will ja nicht das Spiel Eintracht gegen Gladbach verpassen.
Im Nachhinein kann man von einem wunderbaren Urlaub sprechen mit wunderbarem Schinken, billigen Bier und schlechten Fußball, aber wir sind ja als Eintrachtfans leidensfähig.

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