Urlaubsfieber
Kaum zu glauben, aber er hatte es endlich geschafft. Er hatt nicht nur Urlaub eingereicht, sondern sogar genehmigt bekommen. Eine kostbare Woche sollte es werden, auf Kreta. Mitte April war eine wunderbare Zeit, noch keine Touristen, noch nicht zu heiß. Nur er und sein bester Kumpel Jan. Die Mädels liessen sie zu Hause, die würden ja eh nur stören. Wandern ist Männersache, so richtig mit Rucksack querfeldein, nur was für die ganz Harten. Ausserdem wie sollte man entspannen, wenn einen immer eine nervte man sollte sich rasiere, anständig essen und überhaupt mal wieder waschen. Nein, nein, das würde ein Urlaub für Männer werden. Über Wochen hinaus planten sie, Johannes und Jan, d.h. sie trafen sich, tranken große Mengen alkoholischer Getränke, redet darüber das sie die Tour jetzt endlich planen würden und dann war der Abends meist rum. Der große Tag kam näher, man hatte vereinbart es so richtig hart angehen zu lassen – eine Unterhose und ein T-Shirt sollte als Bekleidung reichen. Der Flug war zu einer eher unangenehmen Uhrzeit, was bedeutete das sich die beiden um 3:00 früh am Flughafen trafen. Mit völlig verschlafener Mine standen sie in der für die Uhrzeit erstaunlich lagen Schlange am Check-In-Schalter und kamen nur im Schneckentempo voran. Johannes bemerkte irgendwann den Rucksack von Jan und stellte fest das dieser fast doppelt so groß war wie sein eigener – und anscheinend voll.
„Sag mal, Jan, was hast Du eigentlich alles dabei?“
„Oh, nur ein paar Klamotten und so was man halt so braucht.“
„Wollten wir nicht mit wenig Gepäck reisen, so ein richtiger Männerurlaub?“
„Ja, stimmt schon, es sind halt auch nur ein paar Sachen. Ausserdem hat Sabine mir noch ein bisschen Zeug eingepackt für alle Fälle.“
„Du läßt Sabine dein Zeug für einen Männerurlaub packen?“
„Jaaaa, weisst Du ich habe so lange gearbeitet und da habe ich es gar nicht geschafft alles selber zu packen. Also hat Sabine das für mich gemacht, ich fand das total nett.“
„Nett.“
„Ja nett. Und überhaupt soviel weniger hast du auch nicht dabei.“
„Ich habe die wesentliche und lebensnotwendige Wanderausrüstung dabei und ausserdem ist es selbst gepackt.“ Johannes machte bei diesen Worten ein Gesicht als hätte er den Nobelpreis dafür verdient, seinen eigenen Rucksack gepackt zu haben.
Johannes dachte bei sich, das Jan nie im Leben das ganze Gepäck auf den Wandertouren schleppen könnte. Schliesslich hatte Johannes großes vor, mindestens drei 9 Stunden touren hatte er geplant, dazwischen zum Erholen immer eine 6 Stundentour. Keine Tour unter der zweithöchsten Stufe, sie waren ja schliesslich nicht aus Zucker. Endlich am Checkin Schalter angekommen, legten sie ihre Personalausweise vor.
„Mmh, haben die Herren Krämer und Vissmann denn Sitze reserviert? Die Maschine ist recht voll.“
„Voll?“ fragte Jan, „Ich denke in der Vorsaison sind die total leer?“
„Naja, so direkt nach Ostern fahren da schon viele Leute hin und Sie dürfen ja nicht vergessen das es nur eine Maschine die Woche gibt.“
„Also zwei Plätzchen werden Sie doch sicher noch haben?“ warf Johannes ein.
„Sicher, leider halt nicht zusammen. Die meisten reservieren die Plätze gleich mit. So, hier ihre Boardkarten.“
Mit einem zuckersüßen Lächeln, das schon sehr nach Urlaub aussah übergab sie die Boardkarten und klebte noch die Gepäcktags auf die beiden Rücksäcke.
Jetzt war endlich Urlaubszeit angebrochen. In 90 Minuten ging der Flieger, und daher sagte Johannes
„Zeit für ein Bier.“
„Ein Bier um diese Uhrzeit?“ antwortete Jan mit einem etwas irritierten Blick, „nicht vielleicht erst mal einen Kaffee?“
„Neinnein, es ist Urlaubszeit und die wird mit Flüssigbrot eingeläutet.“
Also suchten sie sich eine Bar. Jan bestellte sich einen Kaffee und Johannes ein Bier. Der Urlaub schien gut loszugehen sagte Johannes sich.
„Sagt mal, Jan, hast Du dir auch die Wanderstiefel vom Aldi gekauft? Die machten einen echt guten Eindruck.“
„Nö, ich hatte noch so ein älteres Paar daheim rumstehen. Die habe ich mitgenommen.“
Ein älteres Paar! Was ein Kasper! Na, er wird schon sehen was er davon hatte. Johannes würde jedenfalls nicht auf ihr warten wenn er jammernd nicht hinterher käme. Schliesslich hatte Johannes dieses total geile ultra leichte GoreTex bewehrte paar Wanderstiefel im Angebot für 40 EUR gekauft. Die waren total bequem und so. Ausserdem sahen die nicht so klobig aus wie diese ganze angeblich so tollen Schuhe beim Alpinausstatter. Die Läden sollte man eh verbieten, da wurde man nur übers Ohr gehauen. Sah man ja schon daran, wieviel die Sachen dann bei Aldi kosteten.
Nach dem Bier machten sich die beiden auf den Weg zum Gate. Bis zum Einsteigen waren es noch vierzig Minuten also alles kein Thema. Komischerweise war Johannes Name auf der Anzeige oberhalb des Gates zu sehen. Na, wahrscheinlich haben sie festgestellt, das sie doch mehr Plätze hatten und Johannes und Jan konnten zusammensitzen.
„Herr Krämer, könnten Sie bitte mal mitkommen?“
Seltsam war das schon, aber wahrscheinlich wollten sie nur die anderen Gäste nicht neidisch machen wegen der Sonderbehandlung.
Er folgte der freundlich lächelnden Dame Richtung Gate – wahrscheinlich durfte er zuerst einsteigen, so als kleine Entschuldigung für die Dame am Checkin – doch dann bogen sie seitlich ab. Sein Rucksack stand dort auf dem Boden, zwei ziemlich gelangweilte Polizisten vom Bundesgrenzschutz daneben.
„Sind Sie Johannes Krämer?“ fragte einer der Beamten ihn.
„Ja, wieso?“
„Bitte zeigen Sie uns mal Ihr Gepäck.“
Johannes war etwas irritiert von den Beamten aber öffnete wortlos sein Gepäck. Es enhielt wie er wusste nur das notwendigste für ihren Wanderurlaub – zwei T-Shirts, Unterhosen, Zahnbürste, einen Netbook (er wollte ja auch mal email checken), Kompass, Taschenlampe, Regencape und natürlich einen Gaskocher mit Gaspatronen, damit sie sich auch mal einen Kaffee auf den langen Wanderungen machen konnten.
„Könnten Sie uns bitte erklären was das hier ist?“ sagte diesmal der andere Beamte und deutete auf den Gaskocher mit der eingeschraubten Gaspatrone.
„Mmmh. Schwer zu sagen, ein Dampfbad vielleicht?“ antwortete Johannes, leicht angetrunken von dem Bier auf nüchternen Mangen.
„Jetzt werden Sie mal nicht frech. Ist Ihnen klar das es verboten ist Gaspatronen mit ins Flugzeug zu schmuggeln?“
„Und wie soll ich dann auf meiner Wandertour einen Gaskocher mitnehmen, wenn nicht im Gepäck?“ Johannes war immer noch etwas übermütig und bemerkte den säuerlichen Blick nicht, den die Beamten ihn zuwarfen.
„Also Herr Krämer, da ich mal davon ausgehe das Sie Ihren Flieger bekommen möchten, schlage ich Ihnen vor, das wir den Gasbrenner konfiszieren und Sie mit einer Geldstrafe davonkommen. Sind Sie damit einverstanden?“
Johannes war versucht zu einer Erwiderung anzusetzen, dachte sich dann aber, das er sich die Urlaubsstimmung nicht verderben wollte und nickte.
1500 € später warf die Reisekasse von Johannes schon gefährlich weit in den roten Bereich gerutscht. Eigentlich hätte der Gaskocher nur 1000€ gekostet. Das freundlich gemeinte „Sie haben sie ja echt nicht alle“ fanden die Polizisten aber nicht so lustig. Endlich saßen Johannes und Jan im Flugzeug und die Reise konnte losgehen.
Der Flieger hob halbwegs pünktlich ab und nach drei Stunden Flug und einer etwas unschönen Episode mit der Stewardess – die zwar zuckersüß aussah, es aber trotzdem nicht mochte wenn man sie, natürlich nur rein zufällig, betatschte - landeten die Beiden in Heraklion.
An der Gepäckausgabe war es erstaunlich voll, was daran liegen könnte das genau ein Gepäckband für zwei Flieger offen war. Es standen gefühlt 2000 Leute um das Gepäckband, auf dem einige Gepäckstücke bereits im Kreis fuhren. Ein paar von diesen Gepäckstücken sah allerdings so aus, als führen sie schon länger im Kreis. Bei einem war Johannes sicher das er einen Fluglinienanhänger mit dem Symbol der Sowjetunion gesehen hatte. Es dauerte kaum spürbare 2,5 Stunden bis endlich die Rucksäcke der Beiden auf das Band purzelten. Also zumindest der von Jan. Der von Johannes traute sich nicht wirklich, und schickte erst mal einige Inhaltsstücke vor. Es kamen in gemütlicher Reihenfolge ein T-Shirt, Zahnpaste, ein Schuh (ein linker, es ist immer ein linker), ein zweiter Schuh (der fühlte sich wohl einsam und rannte dem ersten schnell hinterher), ein Zahnbüste, zwei T-Shirts, eine Hose, Johannes' Glücksunterhose, die mit Homer Simpson drauf – das sorgte für sehr gute Stimmung bei allen anderen noch anwesenden Passagieren, wenn auch weniger bei Johannes – eine Zahnbürste und dann irgendwann auch tatsächlich der Rucksack. Der Netbook hingegen traute sich überhaupt nicht mehr raus und auch das Schalterpersonal vom Flughafen konnte den Verlust nicht erklären sondern verwies immer wieder auf die Beförderungsbedingungen die in komplizierten und langen Worten „Pech gehabt!“ lauteten.
„Sollen wir nochmal in Deutschland anrufen und uns beschweren?“ frage Jan vorsichtig.
„Ach was, ich lasse mir jetzt den Urlaub nicht weiter vermiesen, stattdessen machen wir jetzt weiter wie geplant. Das Teil ist halt weg und ich bin schliesslich Reisegepäckversichert. Wohin wollen wir jetzt?“
„Also der Plan war das wir nach Rethymonn fahren, mit dem Bus und von dort dann unsere erste Tour machen. Du hast ja die Karte mit den Wandertouren.“
„Ja...“ sagte Johannes etwas gequält, „die war auf den Netbook.“
„Und das heisst jetzt?“
„Nun, hier wird es ja sowas wie einen Reiseführer mit Wanderkarten geben. Kaufen wir halt schnell einen neuen.“
Mit Jan im Schlepptau schritt Johannes mit dem wieder eingeräumten Rucksack – der interessanterweise viel leichter war als beim Einchecken, aber darüber wollte er sich jetzt auch keine Gedanken machen, sondern schob es auf den fehlenden Netbook und Gaskocher – zum nächsten Bücherstand. Reiseführer und Wanderführer gabe es jede Menge. Und nicht mal alle auf Griechisch. Sie konnten frei wählen zwischen Griechisch, Türkisch, Rumänisch, Serbisch und Italienisch. Leider war keiner der Beiden einer dieser Sprachen mächtig. Also beschlossen Sie in Rethymonn nochmal nach einen Wanderführer Ausschau zu halten.
Die Fahrt nach Rethymonn verlief erstaunlich einfach. Sie fanden sogar ziemlich flink ein kleines Hotel wo sie für kleines Geld unterkamen. Ein Kiosk gegenüber hatte sogar Reiseführer, Zigaretten (Johannes war der Ansicht bei dem Wetter und bei einem Balkon direkt am Zimmer müsste man einfach es den Griechen gleichtun und erst mal ordentlich eine Qualmen. Natürlich kaufte Johannes gleich eine ganze Stange (‚guck mal, die ist doch viel billiger als 10 Packungen‘) von einer einheimischen Marke samt einem Feuerzeug, das günstig war, und so aussah als hätte es schon langjährige Erfahrung Dinge anzuzünden. Die Badeschlappen die Johannes unbedingt haben wollte, waren ihm zu teuer, er kaufte daher kompromissbereit ein Paar billige Plastiklatschen. Es sollte ja auch wirklich nach Urlaub aussehen. Den leicht gequälten Blick der Verkäuferin schien er nicht zu registrieren, schliesslich benahm er sich landestypisch und zündete sich bereits im Laden eine Zigarette an.
Der Rausschmiss war dannach auch kurz und heftig, der Mann der Verkäuferin war wohl in einem früheren Leben Elefantenbändiger oder zumindest Türsteher gewesen, jedenfalls packte er Johannes so professionell am Kragen und setzte ihn vor die Tür, das der kaum wusste was los war. Jan stand schon vor der Tür und schaute sich Ansichtskarten kann.
„Was geht den hier ab!“
„Johannes, da drinnen ist Rauchen verboten.“
„Wie, aber die Griechen qualmen doch alle.“
„Vor 10 Jahren vielleicht, aber mittlerweile ist hier ziemlich oft Rauchverbot.“
Grummelig trabte Johannes hinter Jan zurück zum Hotel. Der Reiseführer den sie sich gekauft hatten, stellte sich als Glücksgriff heraus. Es waren jede Menge Wandertouren enthalten, allerdings nur von ‚einfach‘ bis ‚mittel‘, wie Johannes monierte. Der Einwand von Jan, das sie doch erst mal eine einfache Tour probieren sollten, mangels Übung und so, wurde von Johannes abgeschmetter, das sie echte Männer wären und keine Memmen und sowieso die Angaben immer viel zu hoch gegriffen wären, ‚mittel‘ wäre wahrscheinlich für Familien mit Kleinkindern, ‚leicht‘ für Kleinkinder und ab ‚anspruchsvoll‘ würde man Erwachsene auf den Pfad lassen. Diesmal gab Jan jedoch nicht nach und statt einen Wanderführer mit den Wanderkategorien ‚extrem‘ bis ‚selbstmord‘ zu suchen, wählten sie für den nächsten Tag eine Tour mit drei von fünf Sternen aus.
Mit dem Bus fuhren sie ein eine halbe Stunde durch die Gegen bis sie an einem kleinen Strand ankamen, von dem es auf einen merkwürdig deplazierten, alleinestehenden Berg ging. So sah es zumindest aus. Ebenerdigt liefen sie einen gut angelegten Weg entlang, bis sie zu dem Eingang einer Schlucht gelangten, von dem aus sie die eigentliche Wandertour begangen. Von dieser Seite war es keineswegs ein einzelner Berg sondern eher eine kleines Gebirge, wenn auch nicht besonders hoch. Der Weg begann als angenehm sandiger und leicht geschlängeter Weg.
„Johannes, wir sollten viel Trinken, die Sonne brennt ganz ordentlich. Und eine Mütze solltest Du aufsetzen.“
„Ach, die übertreiben mal wieder. Es ist noch lange kein Sommer und das bisschen Sonne macht mir nichts aus.“
„Hast Du überhaupt was dabei.“
Stolz präsentierte Johannes die 0,33 L Flasche Cola.
„Du hast so ein süsses Klebzeug mitgenommen? Und dazu auch noch ganze 0,33? Bist du irre?“
„Du wirst ja sehen Jan, das ist alles übertrieben.“
Schweigend gingen sie weiter. Nach etwa einem Kilometer sollten sie laut Beschreibung aus der Schlucht ausscheren und zwischen zwei Berggipfeln hindurchwandern. Leider waren keinerlei Wegmarkierungen vorgesehen, so das sie aufs geradewohl abbogen und versuchten den Weg zwischen den Berggipfeln zu finden.
Aus dem ebenerdigen, sandigen Pfad wurde ein sehr steiniger, verwundener Pfad voller Disteln und Gestrüpp. Johannes fing an zu begreifen warum Jan nicht nur lange Hosen sondern auch dicke Socken trug. Nach nicht einmal hundert Meter lief das Blut Johannes die Waden herunter und in seine Schuhe. Aber er biss die Zähne zusammen und liess sich nichts anmerken. Der Anstieg war jedoch erheblich, und da er gestern dann noch neben einem guten Liter Wein ein ganzes Päckchen Zigaretten geraucht hatte, keuchte Johannes wie eine alte Dampflock hinter Jan her, der trotz seines Übergewichts vor ihm herlief wie eine junge Gazelle.
Die 650 Höhenmeter die sie überwinden sollten schienen sich auf eine einzige Steilwand zu konzentrieren und aus dem Wandern wurde bald ein Klettern, da keinen anderen Weg fanden, als wieder ein Stück senkrechte Wand hinaufzukraxeln. Jan meldete regelmäßig bedenken an, ob es sich wirklich um den richtigen Weg handeln könne, aber Johannes bestand darauf, das er sich keinesfalls getäuscht hätte und das mit Sicherheit der einfachste weil direkteste Weg sein.
Nach endloser Zeit – die verlogene Uhr behauptete es wäre nur zwei Stunden gewesen – kamen sie auf der Verbindung der beiden Gipfel an. Oben schienen ein paar Bergschafe sie anzugrinsen. Als die beiden sich umschauten wurde ihnen auch klar warum. Keine fünfzig Meter weiter war ein breiter, sanfst geschlängelter Weg aus der Schlucht wo sie anfingen bis hinauf zu dem Punkt wo sie standen angelegt, der klar und deutlich markiert war. Von hier oben konnten die beiden auch erkennen, das sie mit Abstand die schwierigste Route genommen hatte.
Jan trank fast einen halben Liter Wasser auf Ex (er hatte zwei 1,5 L Flaschen dabei) und bot Johannes etwas an.
„Lass man gut sein, Wasser trinken nur Pferde. Ich trinke etwas das mich stärkt.“, sprach‘s und trank die Colaflasche leer.
Am liebsten hätte Johannes direkt auf den Boden gekotzt. Die Cola hatte gefühlte 45°C und rann zäh wie Honig seinen Rachen herunter – er hatte gar nicht so viel Spucke mehr um diese Brühe herunterzubekommen. ‚Wie kann man sowas Getränk nennen?‘ frage sich Johannes, allerdings leise und nur zu sich selbst. Das leichte selbstzufriedene Lächeln das Jan den ganzen Tag schon an den Tag legte ging ihm zunehmen auf die Nerven.
„Ahhh, das erfrischt!“ sagte Johannes und verzog seinen Mund zu einem Lächeln. Jan hob als Antwort seine Wasserflasche und trank genüßlich ein paar Schluck. Johannes Augen klebten gierig auf der Flasche, bis er sich zwang wegzuschauen und den Blick aufs Meer schweifen ließ.
Er dachte dabei an seine Wohnung, an den gefüllten Kühlschrank und wie schön es wäre einfach daheim vor dem Fernseher zu sitzen und sich ein Reisevideo anzuschauen, und dabei die Füße auf dem Couchtisch auszuruhen.
Beim Stichwort Füße schaute er an sich herunter. An seine Füße hatte er ja schon länger nicht mehr gedacht, die Beine taten ab den Knien abwärts so weh, das er ganz vergessen hatte das da noch Füße dran waren. Um den Füßen etwas gutes zu tun beschloß Johannes die Schuhe auszuziehen. Jan sah ihn kurz an und meinte „Das würde ich nicht tun.“
„Und wieso bitteschön nicht?“ frage Johannes zurück, den rechten Schuh schon fast ausgezogen.
„Weil deine Füße dann wahrscheinlich anschwellen und Du die Schuhe nicht mehr anbekommst.“
„Unfug“ sprach Johannes und hatte beide Schuhe ausgezogen. Es war ein herrlich kühlendes Gefühl die naßgeschwitzen Füße in den Wind zu halten. Sogleich beschloß er die Socken ebeso auszuziehen. Dabei vielen einige Weiße Fetzen heraus. erst dachte Johannes es handelte sich um Papier das irgendwie in seine Socken gekommen war. Ein Blick auf seine Füße machte ihm jedoch deutlich das die Nässe an seinen Füßen nicht ausschließlich Schweiß war, sondern auch eine ordentliche Menge Blut und das die Fetzen Haut war, die seine Füße bei dem Schreck offensichtlich abgeworfen hatte.
Die Ähnlichkeit zu einem Mettbrötchen war erstaunlich. Jan schaute die Fuße von Johannes mit sichtbarer Übelkeit an.
„Und damit bist du bis hierher gekommen? Respekt.“
Johannes versuche ein lockeres Axelzucken hinzubekommen, was ihm nicht so ganz gelang. Er fragte sich wie er den Weg zurück schaffen würde.
Jan nahm die vielen Pausen auf dem Rückweg erstaunlich locker. Dieser dauerte auch nur wenig mehr als viermal so lange wie der Hinweg. Und er schaffte es dabei sogar erholter anzukommen, als er losgegangen war. Johannes hingegen wäre am liebsten gar nirgendswohin mehr gegangen, weil sich sein Füße anfühlten als wären sie aus Feuer gemacht.
Die nächsten Tage wanderte Jan alleine vor sich hin und legte etwa so viele Kilometer zurück wie Johannes im ganzen Jahr. Dieser war ans Bett gefesselt und überlegte sich jeden Ganz zur Toilette dreimal, weil er seine Füße nicht mehr belasten konnte.
Immerhin konnte er den Weg zum Flughafen schon wieder fast ohne Hilfe zurücklegen und nach drei Wochen daheim waren die meisten Blasen verheilt. Nichtsdestotrotz erzählte Johannes jedem wie toll es war.
Und nächstes Jahr haben sie eine Fahrradtour durch die Alpen geplant. Man wächst ja mit seinen Aufgaben...
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