Auf dem Weg zurück in die Stadt halt ich kurz an einem Café an und rufe bei Kadie's an und sage Nancy das sie sich angeziehen soll und bei sich auf mich warten soll. Sie sagt Ja, wie immer. Es gibt nicht viel das Nancy nicht für mich tun würde. Nicht seit letztes Jahr sie so ein Verbindungsarschloch übel zugerichtet hat und ich ihm ein paar Manieren beigebracht habe. Vielleicht habe ich ein bischen übertrieben aber ich war ziemlich sauer als ich sie gesehen habe wie sie sich die Augen ausgeheult hat. Es kotzt mich wirklich an wenn Typen Frauen mißhandeln.

„Hallo Nancy, hast Du 'nen Bier?“

„Sicher Marv. Wer ist das Mädchen?“

Bevor ich antworte nehme ich das eiskalte Bier das sie mir hinhält. Ich inhaliere es. Bei meinem zweiten Bier fange ich an ihr alles zu erzählen. Nach meinem fünften weiss sie alles. Während sie mich zusammenflickt liegt meine Hand auf ihrem Oberschenkel. Er ist weich und warm. Aber das geht mich nichts an. Und es würde mich nicht stören würde ich mich nicht so verdammt lebendig fühlen.

„... was soll ich mit ihr tun?“

„Sie wird bald wieder wach werden. Erzähl ihr alles. Aber bring sie dazu das sie die Stadt verläßt und zwar schnell. Sie könnte getötet werden wenn sie bleibt.“

„Ich bringe sie selber zum Flughafen.“

„Nein, das ist keine gute Idee. Vielleicht beobachten sie die Flughäfen. Ab besten ist es sie nach San Diego zu fahren und von dort aus ein Flugzeug zu nehmen. Sie wird einen Riesenaufstand machen aber sag ihr das sie mir noch was schuldig ist. Es stimmt nicht aber sie wird es trotzdem glauben.“

Das Bier war doch ein bischen viel und jeder Satz ist von Rülpsern durchzogen. Irgendwann werde ich doch mal ein paar Manieren lernen. Aber jetzt spielt es auch keine Rolle mehr. Und ich habe nicht das Verlangen höflich zu sein.

„Sie kriegt sich schon wieder ein. Es gibt keine Möglichkeit das sie eine Verbindung zu mir herstellen. Aber jeder der etwas mit Goldie zu tun hatte wird früher oder später Probleme bekommen. Es ist besser wenn sie weit weg ist wenn ich hier fertig bin.“

Goldie. Wieder einmal muss ich an sie denken. Eigentlich denke ich immer an sie. Aber jetzt muss ich stark sein. So stark wie ich hätte sein müssen als sie zu mir kam.

„Was ist mir die, Marv? Wirst du auch die Stadt verlassen?“

„Nein, bestimmt nicht. Ich finds hier klasse...“

Als ich Nancys Wohnung verlasse gehe ich erst mal zwanzig Strassen westwärts. Sie werden meine Spur zurückverfolgen und ich will nicht das die Spur zu Nancy führt. Ich klaue ein Taxi am Straßenrand und halte mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, damit ich nicht auffalle. Das wäre ein sehr schlechter Zeitpunkt angehalten zu werden. Der Wind der durch das offene Fenster weht ist warm und alles ist einfach und alles ist klar. Ich muss einfach grinsen...

Es liegt eine Aufgabe vor mit. Meine Mission. Mein Schicksal. Oh, Goldie...

„Die Feste Roark“. So wird sie genannt. Nicht zu unrecht. Roark hat sich hier seit Jahren eingeigelt. Mit einer Batallion bewaffneter Wächter. Wie eine Spinne sitzt er mitten in seinem Netz und Bürgermeister, Senatoren und Gouvernore kommen mit ihren Hüten in der Hand und ihrem Herz in der Hose und betteln beim mächtigen Heiligen Patrick. Winseln um Gnade. Streiten sich um die Brotkrumen die ihnen der Heilige Patrick zuwirft. Im Namen Gottes. Im Namen Gottes hat er Goldie töten lassen. Warum nur? Warum hat er Goldie töten lassen? Wusste sie um Kevin? Oh Goldie, warum nur, warum.

Am liebsten würde ich diesen ganzen verdammten Ort in die Luft jagen. Es ausradieren, nur einen einzigen großes Loch zurücklassen. Eine Loch groß und tief das es die ganzen Lügen und das ganze dreckige Geld aller Generationen der Roarks aufsaugt und für immer verschwinden läßt. Ich will seine ganze Existenz ausradieren so daß nichts mehr übrigbleibt, nichteinmal mehr die rauchende Asche.

Aber das ist nur mein verzweifelter Übermut. Mein Herz wünscht sich nur noch blutige Rache und Lärm und Rauch aber mein Verstand weiss das ich leise sein muß. Sehr leise und sehr, sehr böse...

Es ist soweit. Goldie. Sieg oder Niederlage. Alles oder nichts. Heute Nacht geht es vorbei. So oder so. Es gibt kein zurück für mich. Hat es nie gegeben. Du hast mir das nur klar gemacht, Goldie. Es tut mir so leid, das du sterben mußtest, weil ich dich nicht beschützen konnte. Weil ich schwach war. Weil nicht nicht zugeben konnte, das es meine Bestimmung ist. Keine Medizin. Kein Zurück. Nur diese Nacht.

Verdammt, die Wachen. Ich erkenne die Uniform. Es ist eine Todesschwadron. Die gleiche die Lucille erwischt haben. Sie hatte es nicht verdient, Lucille hat immer an Gesetze geglaubt. Die Schweine haben sie mit Füßen getreten. Arme Lucille. Es gibt überhaupt keine Grund jetzt nett zu sein.

Ich warte in der Nähe des Tores. Die Wachen müssen sich regelmäßig melden. Um zu sagen das alles in Ordnung ist. Diesen Zeitpunkt muss ich abwarten. Ich habe Glück. Es dauert nicht lange...

„Hier Unteroffiziert Rivera, Kontrollruf. Alles Tot hier.“, noch nicht Rivera, aber gleich, „Wie auf einem Friedhof. Keine Anzeichen vom Zielobjekt. Over.“

Ein Friedhof wird es. Aber mir ist eher nach einem Schlachthaus...

Die quäkige Antwort aus dem Funkgerät kommt sofort und währen er noch lauscht bin ich hinter ihm und halte ihm den Mund zu.

„Verstanden Unteroffizier. Bleiben Sie auf den Beinen. Zentrale over und aus.“

Es ist ein häßliches Geräusch wenn ein Genick bricht. Man muß den Gegner so dicht am Körper halten, das das Knacken über die Flüssigkeit in dem Armen und in der Brust direkt ins Ohr übertragen wird. Es ist mehr als würde man das knirschen spüren als hören.

„Schlafen Sie gut, Unteroffizier Rivera.“ Für immer...

Das Blut dröhnt in meinen Ohren. Der Adrenalinkick ist unblaublich. Es ist wie fliegen. Frei, wie ein Vogel springe ich über die Dächer. Ich fühle mich so gut wie noch nie. Es ist meine Bestimmung, mein Schicksal, meine Nacht. Für Dich Goldie, für immer, für ewig.

Leise wie ein Luchs erwische ich sie, einen nach dem Anderen. Kaum einem bleibt Zeit zu reagieren

„Was zum... Oh nein!“r

Oh, jaaaa. Es tut so gut. Es fühlt sich gut an. Ich bin das Messer das den Tumor entfernt. Ich bin der Arzt der operiert. Ich bin der Hirte der die Kranken aussortiert. Ich bin Gott.

Nein. Ich bin nicht Gott. Eher Azrael, der Todesengel. Ich werde die Unaufrichtigen richten und Gerechtigkeit bringen, die es auf dieser Welt nicht geben wird. Goldie, gibt mir die Kraft. Und ich habe die Kraft und sie können mir nicht widerstehen. Einer nach dem Anderen stirbt, einen dreckigen und gemeinen Tod. Einen lautlosen Tod. So wie sie es mit Goldie getan haben. Für Goldie. Für Lucille. Und für all die Anderen.

Ich wate in ihrem Blut, ich trinke ihre Angst, ich genieße es wenn ihr Leben aus ihnen entweicht. Nichts kann mich aufhalten. Ich komme zu Dir Roark, fühlst du mich schon? Hast du schon Angst? Wirst du schreien?

Wie in einem Traum renne ich durch diese Festung und hinterlasse erkaltende Körper. Ich weiss wo du bist, Roark! Ich finde Dich! Nur noch diese Treppe. Endlich. Endlich bin ich bei Dir. Roark. Patrick Henry Roark. Wie süss du aussiehst wenn du schläfst. So ruhig. So unschuldig. Wie ein Heiliger. Verfluchter Bastard!

„uhh, Kevin?“

„Zum Teil.“

Ich halte ihm Kevins Kopf mit diesem verfluchten Lächeln vor sein Gesicht.

„Das ist was von ihm übrig ist. Den Rest hat der Hund gefressen.“

Das scheint ihn erst mal zu wecken. Erstaunlich wie gelassen er es nimmt. Die wahre Macht macht manchmal auch blind. Er fühlt sich noch viel zu sicher. Selbst als ich Gladys auf ihn richte setzt er sich nur hin, als ob es nichts besonderes wäre.

„Wenn Sie schreien knall ich dich ab.“ Kein Grund unhöflich zu sein.

Langsam sickert die Botschaft die ich ihm gegeben habe ein. Sie liegt schliesslich vor ihm auf dem Fußboden. Er sinkt tatsächlich vor dem Kopf auf die Knie und nimmt ihn in die Hände. Es sieht aus wie ein Vater der sein Kind in den Arm nimmt!

„Oh mein Gott!“

Ja, langsam scheint er es zu begreifen.

„Sie Monster! Sie Monster!“

Damit hat er nichteinmal unrecht. Wie er da so kniet fällt mir auf wie klein er eigentlich ist. Man erwartet doch von einem so mächtigen Mann das er wenigsten Durschnittsgröße erreicht. Aber nicht Roark. Er ist ein regelrechter Wurm. Fett, ja, aber klein.

„Ich hoffe Sie nehmen es mir nicht übel wenn ich sage, daß Sie viel kleiner sind als ich gedacht hatte. Ich meine, Sie sind wirklich winzig.“

Dieses gewimmere nervt.

„Sie Monster!“

Das hatten wir schon.

„Wenigstens laufe ich nicht rum und esse Menschen.“

Sie verstehen ihn nicht! Sie verstehen überhaupt nichts! Sie wissen gar nichts über ihn!

Unglaublich, er ist ja richtig ausser sich. Schön, dann muss ich ihn nicht erst wütend machen...

„Sie glauben vielleicht das er nicht reden konnte?“

Jetzt wird's interessant.

„Sie haben ja keine Ahnung. Er hatte die Stimme eines Engels. Aber er sprach nur mit mir. Und jetzt ist er tot! Und das alles wegen einer dummen Hure!“

Meine Fingerknöchel sind ganz weiß so fest umklammere ich Gladys. Ich lockere meinen Griff damit ich Roark nicht aus versehen zu früh erschieße. Er soll ruhig leiden. Mit zitternden Händen zünde ich mir eine Zigarette an und spüre den beißenden Qualm in meine Lungen ziehen.

„Ihr Name war Goldie. Und es ist keine gute Idee wenn Sie so von ihr sprechen solange ich in der Nähe bin. Nur die Wahrheit. Die ganze Geschichte. Wenn ich die nicht bald höre nehme ich mir ihre Finger vor und dann werden Sie auf jeden Fall reden.“

„Er war noch ein Junge als er zum ersten mal zu mir kam. Damals war ich nur ein einfacher Priester. Er kam um seine Beichte abzulegen. Er war eine gemarterte Seele, gepeinigt von Schuld.“

Roark holte tief Luft und erzählte mir die Geschichte schon fast vorwurfsvoll. Als wäre es alles meine Schuld.

„Aber die Mahlzeiten... Sie erfüllten ihn mit einem himmlischen Licht! Mit der Liebe zu allen lebenden Wesen. Unter Tränen schwor er mir das er die Berührung Gottes des Almächtigen spürte.

Anfangs dachte ich er sei wahnsinning. Ich versuchte ihm beizustehen. Auf ihn einzuwirken. Ihn zu kontrollieren. Aber im Laufe der Jahre wurde Kevins Stimme immer voller, tiefer, sicherer. Bis er mich mit einer solchen Lust erfüllte wenn er nur sprach. Einfach nur seine Ekstase teilen...

Nach einiger Zeit fing ich an ihn zu begehren. Seine Stimme war nicht mehr genug. Ich konnte nicht länger an seiner Seite stehen während er den Himmel brührte. Hört auf mich so anzuschauen. Du verstehst das einfach nicht. Gar nichts verstehst du.“

„Ich verstehe das es verdammt krank ist Menschen zu essen.“

Er hat sie nicht einfach gegessen! Er hat nicht einfach nur die Körper gegessen! Er hat ihre Seelen gegessen! Er hat sie geliebt. Es war eine so reine saubere und perferkte Liebe!

„Und Du hast mitgemacht.“

„Ja, oh, ja.“

Er erschauert bei diesen Worten. Wie bei einem Orgasmus. Krank, so krank. Und du bist hinter das Geheimnis gekommen, Goldie. Du hast das Grauen gesehen. Den wahnsinningen Blick in seinen Augen. Und bist zu mir gekommen. Und ich konnte dich nicht beschützen.

„Diese Frauen waren nichts!“, Roark blickt mich an als müsste ich ihm zustimmen, „Nichts! Huren! Niemand hat sie vermisst. Niemanden hat es interessiert! Und dann dieses eine Mädchen – deine Goldie – hat fast alles runiert!

Sie muss etwas geahnt haben. Nach den ersten paar Mädchen. Vielleicht hat sie gesehen wie eine in meinen Wagen eingestiegen ist. Dann ist sie uns gefolgt.

Kevin war, ... entsetzt als sie uns gefunden hat. Sie hat es zu ihrem Auto geschafft und ist uns entkommen.

Sie hat sich dauernd in der Öffentlichkeit aufgehalten. Und dann bei Dir.“

Er erzählt immer weiter. Er beichtet. Nur ohne Reue.

„Du warst so praktisch. Niemand würde einem Typen wie dir glauben. Einem Versager. Einem Schläger. Du hast in der selben Nacht noch jemanden den Kiefer gebrochen.

Kevin hat sie umgebracht. Ich habe dann die Polzei gerufen damit sie dich erwischt.

Aber Du, nein, du konntest dich nicht einfach festnehmen lassen. Du konntest nicht einfach aufhören!“

Ich lasse den vorwurfsvollen Blick über mich ergehen.

„Und jetzt ist Kevin tot. Und Du bist hier um mich zu töten.“

Er ist weiser als ich dachte. Er scheint immer noch darauf zu warten das ich etwas sage. Den Gefallen tue ich ihm nicht.

„Wird Dich das Befriedigen? Wird Dir das helfen, mein Sohn? Einen hilflosen alten Mann zu töten?“

Er hat gefragt. Ich werde ihm Antworten.

„Das Umbringen? Nein. Das wird mir keine Freude bereiten. Aber alles bis dahin wird mir richtig gut gefallen.

Du darfst jetzt schreien wenn Du möchtest.“

Es ist wunderschön. Perfekt. Genau so wie ich es Dir versprochen habe, Goldie. Nur noch viel besser. Kevin war verdammt frustierend. Aber Roark ist die reine Freude. Ein Riesenspass!

Ich mache es nicht schnell oder leise, so wie bei Dir. Nein, Goldie, es ist laut und schmerzhaft und böse. Es meine Art Leute umzubringen. Meine Art für Dich da zu sein. Ich starre ihm in sein gesicht, in sein häßliches kleines Gesicht, das mit jedem Schlag häßlicher und blutiger wird. Ich lache als er schreit, als er Gott um Gnade anfleht und ich lache als er quietscht wie ein Schwein. Und als er wimmert wie ein Baby kommen mir vor Lachen die Tränen.

Und er spuckt und er gurgelt und das Leben ist so schön.

Das Leben das Dir gestohlen wurde, Goldie.

Ich liebe Dich...

Als seine Augen blind werden muß ihm die Hölle in die ich ihn schicke vorkommen wie der Himmel.

„Keine Bewegung! Oh mein Gott...“

Gutes Timing. Ich war sowieso gerade fertig. Da kommt schon die Schutzstaffel. Ein bisschen spät vielleicht...

Die Vorliebe für Uzis erzeugt das helle häßliche Knattern das auch Lucilles Schicksal war. Eine Uzi schiesst nicht wirklich genau aber auf die Distanz reicht es um mich oft genug zu treffen. Ich habe sowieso keine Lust mehr mich zu wehren. Meine Aufgabe ist erfüllt.

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