25
„Der heutige Tag wird in die Geschichte eingehen! Meine Damen und Herren, wir haben etwas geschafft, was bisher unglaublich war und sobald in seiner Einzigartigkeit nicht übertroffen werden wird! Es ist mir eine Ehre, Ihnen diese Neuigkeit zu präsentieren, die ich…“
Der Redner am Pult überschlug sich schon seit einer halben Stunde mit Superlativen. Und bisher hatte er nicht einmal erwähnt worum es ging. Allein dieser Umstand machte es bereits zu einer Sensation. Aber man hatte Hugo Bald nicht ausgewählt, weil er zu kurzen, prägnanten Sätzen neigte, und auch nicht weil er kompliziertes in einfache Worte fassen konnte. Für beides war er schlicht ungeeignet. Man hatte ihn ausgewählt, weil er länger als jeder andere reden konnte ohne etwas zu sagen.
Die Pressekonferenz war für drei Stunden angesetzt. Eigentlich warteten alle gespannt auf den Vortrag von Ernst Bosch. Professor Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Ernst Bosch, seines Zeichens eine Koryphäe auf dem Gebiet der angewandten Physik, Ingenieurwissenschaften und Medizin. Gleichzeit vielleicht der größte Widerling der auf Erden wandelte. Die Geschichten über ihn waren legendär, und selbst wenn die nur die Hälfte davon der Wahrheit entsprachen, war er jemand dem man nach Möglichkeit aus dem Weg ging. Seine Studenten gingen einzig und alleine zu ihm, weil er vielleicht der genialste Wissenschaftler unserer Zeit war, wenn nicht aller Zeiten, und gleichzeitig in der Lage war alles was er untersuchte in eine praktische Anwendung umzuwandeln. Und anschließend in klingende Münze. Er war ein gerissener Geschäftsmann der bereits mehr Patente umgesetzt, verkauft und lizenziert hatte als bekannte Größen wie Werner von Siemens.
Sein Name alleine auf der Liste der Vortragenden reichte um den Saal mit Journalisten voll zu bekommen. Wobei Samstag morgens um 600 nicht gerade die perfekte Zeit für Journalisten war.
Leider war Professor Bosch noch gar nicht anwesend. Was ein Grund dafür sein könnte, warum Hugo Bald so vor sich hin brabbelte.
Wir waren alle am Rätseln was es diesmal war, was so weltbewegendes Neues vorgestellt wurde. Kaum eine Erfindung die nicht als revolutionär eingestuft wurde, kein Konzept ging hier spurlos vorbei. Manches war schon vorgedacht worden, aber Tatsache war, das die Sachen die dieser Typ auf den Markt brachte funktionierten. Natürlich war nicht alles etwas was man immer und jederzeit brauchen konnte. Aber das faszinierende war, das es in den letzten zehn Jahren kaum ein anderer irgendetwas erfinden konnte, was nicht nur ein Abklatsch war, von einer Erfindung von Bosch. Und somit konnte es sich kein Journalist leisten auf dieser Pressekonferenz zu fehlen. Also saßen wir hier und ließen das Gelaber über uns ergehen. Die meisten spielten auf ihren elektronischen Notizblöcken (Bosch 2005). Oder mit ihren persönlichen Kommunikatoren (Bosch 2006). Manche sahen sich sogar Filme an wie man am leichten Flackern auf den Gläsern ihrer Bildbrillen (Bosch 2007) sehen konnte.
„... wobei wir alle sehr stolz sind teilzuhaben an einer Neuartigkeit, ja Einzigartigkeit die alles dagewesene in den Schatten stellt. Ja, ich wage sogar zu sagen, das es zumindest sehr lange dauern wird bis wieder ein solcher Sprung in der Technologie erfolgen wird, wenn überhaupt...“
Der eine oder andere Journalist konnte sein Gähnen nicht mehr unterdrücken. 600, oder mittlerweile 830 war einfach keine Uhrzeit für die Medienvertreter. Die hinterste Reihe hatte bereits mehr oder weniger laut begonnen darüber zu spekulieren ob es die längste, früheste und vielleicht sinnloseste Pressekonferenz aller Zeiten war die hier präsentiert werden sollte. Erlösung erschien in einer sehr jungen Assistentin die Hugo Bald einige hektische Handzeichen gab.
„Doch meine Herren, nicht mir gebührt Ihre Aufmerksamkeit sondern Professor Dr. Dr. Dr. h.c. mult Bosch. Bitte Herr Professor!“
Mit einem gefährlichen Knarzen der Metalplastdiehlen (Bosch 2008) der Bühne – eigentlich unzerbrechlich – bestieg Bosch die Bühne. Oder walzte sich hoch, da er mit seinen 240kg jeden bekannten Untergrund immer wieder auf eine erhebliche Probe stellte.
„So, die Herren. Die die noch Wach sind: Glückwunsch. Die anderen: AUFWACHEN!“. Die Stimme von Bosch konnte problemlos einen Saal ausfüllen, wenn er jedoch wie hier laut wurde, dann übersteuerten sogar ausgestellte Mikrofone. Als Medienkünstler setzte er aber gekonnt eine Pause ein, um den Journalisten die bereits ihr Equipment abgestellt hatten dies wieder schnell in Betrieb zu setzen.
„Ich präsentiere Ihnen heute eine Kleinigkeit. Nichts von wirklicher Bedeutung. Nur eine bescheidene Arbeit von mir...“ Niemand glaubte die Worte, da „Bescheidenheit“ keine der Charaktereigenschaften von Bosch war, und wirklich unbedeutendes niemals von ihm selbst präsentiert wurde.
„Den Zykon I“.
Die erwartungsfrohe Stille im Raum wurde nach und nach in der immer länger werdenden angespannten Stille zu ratlosem umherblicken. Keiner der Anwesenden, nicht einmal Hugo Bald seinen verwirrten Gesichtsausdruck zufolge konnte damit etwas anfangen.
Der Professor jedoch genoss offensichtlich die Verwirrung. Nach einer gefühlten Ewigkeit warf er mit einem dramatischen Handschlag die Projektion an und präsentierte ein Bild das einer Mischung aus einem Krebs und einer Fliegenden Untertasse ähnelte.
„Der erste funktionierende Nanobot. Er kann nicht nur ihr Blut reinigen, sondern erfüllt viele Funktionen. Entgiftung. Schadensreparatur. Knochenaufbau. Ja sogar das Altern kann damit Rückgängig gemacht werden. Sie sind ja sicher über die Hintergründe informiert, daher werde ich nur kurz auf ein paar Details der neuartigen Struktur aus gestreckem Sauerstoff aufmerksam machen...“
Der folgende 3 stündige Fachvortrag ließ selbst hartgesottene Wissenschaftsjournalisten geistig aussteigen. Die meisten Journalisten hatten bereits nach wenigen Minuten abgeschaltet. Wenn Professor Bosch in die Technik einstieg konnte ihm sowieso keiner mehr folgen. Selbst sogar Fachkollegen Jahre brauchten um Boschs Thesen zu widerlegen – wobei er meist bis dahin seine These selbst schon etliche male korrigiert hatte und ein Vermögen damit verdient – war das kein Wunder. Endlich erlöste er die Journalisten und sprach die entscheidenden Worte.
„Die Markteinführung steht kurz bevor, wir werden nur noch ein paar abschließende Tests durchführen – alles Formalitäten. Sie können also damit rechnen bereits in wenigen Wochen in den Genuss dieser neuen Apparatur zu kommen. Nie wieder Arztbesuche! Nie wieder Krebs! Die Zukunft meine Damen und Herren hat begonnen! Den Rest können Sie der Pressemitteilung entnehmen, Guten Tag.“
Und damit verließ der Professor in der üblichen Manier das Podium und war verschwunden. Der nun folgende Tumult wurde von Bald beschwichtigt mit dem Austeilen der Pressemitteilung, in der aber auch nicht viel Stand.
Zwei Monate später, nachdem kein Nachrichtenticker, 3D Vid oder Mobilservice noch etwas berichten konnte, entdeckte Klaus die Anzeige in der Probanden für einfache medizinische Tests gesucht wurden. Da er gerade knapp bei Kasse war bewarb er sich und wurde auch genommen. Man würde ihm ein einfaches Mittel spritzen, das seinen Allgemeinzustand verbessern sollte. Viel verstand er nicht, aber er dachte sich das es schon okay war. Er musste zwei Tage in der Klinik bleiben und sollte sich dann einmal die Woche melden. Er merkte auch gar nichts von der Wirkung der Spritze. Das was er noch gesehen hatte war, das die Spritze mit „Z-CLXII“ beschriftet war. Aber anfangen konnte er nichts damit. Er meldete sich also brave jede Woche wie vereinbar, konnte aber nur vermelden das er sich nicht besser oder schlechter fühlte.
Dann hatte er den Unfall. Auf dem Weg zu seiner Lieblingskneipe rutschte er aus und fiel auf seine Hand. Es war nichts dramatisches, er schürfte sich die Hand nur auf. In der Kneipe trank er dann wie üblich seine 6 Bier und wankte nach Hause. Zu Hause fühlte er sich ziemlich gut, dafür das er eigentlich noch total betrunken sein sollte. Er schob es aber auf seine gute allgemein Stimmung. Am nächsten Morgen wollte er dann mal nach seiner Hand sehen, konnte aber keine Wunde entdecken an keiner seiner Hände. 'Naja, wird nicht so schlimm gewesen sein', dachte er bei sich.
In den folgenden Wochen meldete er sich wie üblich regelmäßig in der Klinik. Er erzählte nichts von dem Sturz, und fand auch nicht das er sonst irgendwie besser beieinander war. Nur seine Trinkfestigkeit schien überproportional zuzunehmen. Er konnte ja schon immer gut trinken, aber mittlerweile fand er die Sache doch recht teuer. Aus 6 Bier am Abend waren mittlerweile 16 geworden, und er ging immer noch gerade nach Hause. Daher beschloss er mit dem Trinken erst mal aufzuhören und die freigewordene Energie in Sport zu stecken. Die ersten Runden Lauftraining waren die Hölle. Nach vierhundert Metern war er total am Ende. Aber nach einer Woche konnte er schon 5 Kilometer laufen ohne aus der Puste zu kommen. Also trainierte er weiter. Als er eines Abends nachts durch den Park lief stand er plötzlich vor einer Gruppe von Jugendlichen. Das waren keine Jugendlichen die man stehen lassen konnte, sie stellten sich ihm in den Weg und fingen an ihn zu bedrohen. Einer zog ein Messer. Als Klaus versuchte wegzulaufen holten sie ihn ein und stachen auf ihn ein. Klaus kam in eine Klinik und musste dort für einige Tage bleiben. Die Wunde verheilte überraschen schnell, aber sein Allgemeinzustand wurde schlechter – er bekam keine Luft mehr, sein Herz raste und er aß Unmengen. Die Ärzte finden an sich Sorgen zu machen ohne ihm zu sagen warum. Aber er bemerkte das sie immer hinter seinem Rücken tuschelten.
Klaus hatte in der Zeit vergessen bei seiner Klinik anzurufen und Bescheid zu sagen, dachte sich aber nichts dabei. Nach drei Wochen im Krankenhaus erinnerte er sich und rief dort an.
„Hallo hier ist der Klaus Benninghof. Es tut mir leid das ich mich nicht gemeldet hatte, ich hatte da einen Unfall und liege im Krankenhaus. Aber jetzt...“ Die Damen an der anderen Leitung unterbrach ihn. „Wo liegen Sie?“.
„Äh, in der Äskulap am Mainufer, also ich wollte...“
„Zimmernummer?“
„Was? Äh, ja 240, also ich wollte nur...“
„Wir holen Sie da ab.“
Die Leitung war plötzlich tot. Klaus war sehr verwundert das man offensichtlich so um ihn besorgt war, das man ihn in die andere Klinik bringen wollte. Aber das konnte er ja fragen sobald die Leute ankamen.
Es dauerte auch keine 20 Minuten bis zwei große breitschultrige Sanitäter auftauchten. Dicht gefolgt von mehreren Typen in dunklen Anzügen und Sonnenbrillen sowie seiner Studienärztin.
„Herr Benninghof, wie geht es Ihnen?“
„Ganz gut, aber...“
„Ja, wir wollen nur sicher gehen. Wir haben ja Verantwortung für Sie. Es ist sicher besser wenn Sie mitkommen, bei uns bekommen Sie die bestmögliche Behandlung.“
„Also, es ist ja soweit in Ordnung, nur hier die Leute sind irgendwie komisch.“
„Komisch? Ja, sehen Sie. Bei uns sind Sie in guten Händen.“ Mit einem Wink zu den Sanis nahmen die beiden ihn in die Mitte und führten ihn nach draußen in den wartenden Wagen. Das war zu seiner Überraschung kein Krankenwagen, sondern ein normaler PKW. Er wurde in die Mitte des Rücksitze bugsiert und die beiden Sanis auf die Seite. Er hätte nicht abhauen können, selbst wenn er gewollt hätte. „Was ist mit Frau Doktor...“
„Die kommt nach.“ schnitt ihm einer der Sanis das Wort ab. Der Fahrer war auch schon losgefahren und sie fuhren zu der Klinik die er kannte. Dort wurde er aber nicht in das Probandenzimmer geführt das er kannte, sondern in den Keller. „Hier stehen die Geräte“ wurde ihm auf seine Frage geantwortet.
Im Keller setzte man ihn in einem Raum auf eine Pritsche. Nach einer langweiligen halben Stunde, in der die Sanis kein Wort mehr sagten, tauchte die Studienärztin auf.
„Frau Waldmann, ich verstehe das hier nicht so, könnten Sie mir das vielleicht erklären was das jetzt wird?“
„Ja, Herr Benninghof, wir wollen nur sichergehen das keine Verfälschung des Studienergebnisses eintritt. Erzählen Sie mir doch einfach was passiert ist.“
Also erzählte er die Geschichte von dem Überfall nochmal. Dr. Waldmann hörte ihm sehr aufmerksam zu. Dann bat sie ihn auf einem Stuhl Platz zu nehmen. Als die Sanis seine Arme an der Lehne fixierten protestierte Klaus lautstark.
„He, was soll denn das?“
„Das dient nur zu ihrem eigenen Schutz.“ sagte Frau Waldmann. Kaum war er fixiert nahm sie ein Skalpell und schnitt ihm ohne Vorwarnung in den Unterarm. Die Wunde war tief und tat höllisch weh, aber Klaus war so verblüfft das er nicht mal richtig schreien konnte. Noch während er auf seinen Arm starrte, schloss sich die Wunde wieder.
„Faszinierend.“
„Frau Waldmann, ich verlange eine Erklärung!“
„Herr Benninghof, die werde ich Ihnen geben. Sie sind ein Proband der eine Dosis unseres Präparats Zykon bekommen hat. Genauer Zykon-162. Das bedeutet die 162. Formulierung.“
„Was war denn mit den anderen 161?“
„Die haben nicht wie erwartet funktioniert. Aber bei Ihnen scheint es angeschlagen zu haben. Wie fühlen Sie sich?“
„Danke gut. Aber was sollte...“
In dem Moment nahm Sie das Skalpell und stach es mit einer schnellen Bewegung in seinen Arm und ließ es stecken. Klaus schrie vor Schreck auf – Schmerz konnte er eigentlich gar nicht spüren. Dann sah er ungläubig wie das Skalpell langsam aus dem Arm herausgeschoben wurde und zu Boden viel. Sein Arm war vollkommen unverletzt. Nur pulsierte es um die Wunde rötlich und er spürte das sich seine Muskeln im Arm und Rücken anspannten.
„Faszinierend.“
„Kann mir mal einer erklären was das hier soll?“
Die Ärztin schaute kurz die Sanis an, dann schaute sie wieder zu Klaus.
„Sagt Ihnen der Begriff 'Nanobots' etwas?“
Klaus dachte kurz nach und konnte aber nur mit dem Kopf schütteln.
„Das sind winzig kleine Roboter. In Ihrem Falle in Ihrem Körper, das haben wir Ihnen gespritzt. Deren Aufgabe ist es Ihren Körper bei Verletzungen zu heilen. Sie sind darauf programmiert Schäden zu reparieren oder abzuwenden. Eigentlich sollten Sie auch gegen Giftststoffe resistent sein.“
„Okay, ich vertrage in paar mehr Bier als früher, aber das heißt ja gar nichts.“
Dr. Waldmann schaute ihn kurz an, dann gab sie ihm eine Flasche mit den Worten „Austrinken!“
„Nein, das werde ich nicht.“ Klaus wurde die Sache allmählich zu bunt. „Und außerdem will ich das Sie mich jetzt losbinden und nach Hause lassen.“
Auf einen Wink von Frau Doktor hielt einer der Sanis ihn fest und der andere flößte ihm eine Flüssigkeit ein die furchtbar in seinem Mund und Hals brannte. Kaum hatte er es aber geschluckt wurde der Schmerz schwächer. Ein kurzer Schwindel ging auch sofort vorbei. Nur seine Muskelverspannung wurde stärker. Langsam wurde er richtig wütend und fing an, an seinen Fesseln zu zerren.
„Was soll das?“
„Das war ein sehr starkes Gift. Normalerweise hätten Sie sofort tot sein sollen. Das Sie noch leben ist der Beweis das die Nanobots arbeiten.“
Dr. Waldmann sah ihn sehr nachdenklich an. Dann ging sie zu einem Schrank und füllte einen Zettel aus. Zu den Sanis gewandt sagte sie nur „Zimmer 7“. Dann widmete sie sich ihrem Zettel. Die Sanis zogen ihn vom Stuhl und brachten ihn den Gang entlang bis in einen Raum mit der Nummer 7 an der Tür und schubsten ihn hinein. Genaugenommen war es eher so eine Art Zelle. Es gab einen Tisch, ein Krankenhausbett und einen Stuhl. Aber die Tür war von außen abgeschlossen und hatte innen keinen Türgriff. Das Licht kam aus einer gepanzerten Leuchte von der Decke.
Klaus konnte die immer schlimmer werdende Wut spüren und wie sich alle seine Muskeln verkrampften. Wütend schlug er auf die Tür ein und er bildete sich sogar ein, das sie Beulen bekam. Als alles nichts half, legte er sich aufs Bett und schlief ein.
Als er wieder erwachte war das Licht gedämpft. Geweckt hatte ihn das er aus dem Bett viel. Als er sich umschaute warum er aus dem Bett gefallen war, stellte er fest, das ein Teil des Metallgestelles des Bettes fehlte, ungefähr dort wo er seinen Arm abgelegt hatte. 'Komisch das ich das vorhin nicht gemerkt hatte'.
Noch während er das dachte, kamen die Sanis wieder hinein, gerade so als ob sie ihn beobachtet hätten. Und sie nahmen ihn wieder in den Untersuchungsraum mit. Da er wissen wollte was nun passiert, wehrte er sich nicht dagegen.
Im Behandlungsraum setzen sie ihn wieder auf den Stuhl, diesmal ohne ihn festzubinden. Ihm gegenüber saß ein unglaublich fetter Mann und starrte ihn an.
„So, das ist also 25?“
Die daneben stehende Ärztin nickte.
„Mmmh. Sieht ja fit aus. Kann man es testen?“
„Ich habe es schon getestet, es scheint gut anzusprechen.“
Der Fette hörte jedoch nicht zu, sondern holte mit einer fließenden Bewegung eine Pistole aus seiner Jacke und schoss ohne Vorwarnung Klaus ins Knie. Der Schmerz war unerträglich, er konnte spüren wie die Knochen durch die Kugel zersplitterten. Er krümmte sich vor Schmerz. Nach einigen Minuten ließ der Schmerz nach. Als er sein Knie betrachtete, sah er das es zwar voller Blut war, aber er konnte keine Verletzung sehen. Der Schmerz war auch verschwunden. Aber es pulsierte wütend und er spürte wie sein ganzer Körper unter der Anspannung vibrierte.
„Ich bin übrigens Professor Dr. Dr. Dr. h.c. mult Bosch. Und Sie testen meine Erfindung Zykon. Ein Nanobot. Sie sind der erste Proband der überlebt hat, möchte ich anmerken. Sehr interessant. Ihre Nummer ist Proband 25 und so werde ich Sie zukünftig nenne.“
Mit diesen Worten feuerte er einen weiteren Schuss auf das andere Knie ab. Diesmal erschrak Klaus zwar, konnte aber keinen Schmerz sondern nur einen dumpfen Schlag auf das Knie spüren.
„Haben Sie das gesehen? Sofortige Abwehrmaßnahmen. Ich Wette man kann ihn nicht zweimal auf die gleiche Art verletzen.“
Die Anspannung und die Wut wurde langsam unerträglich für Klaus. Er hatte das Gefühl zu platzen. Sein Hände krümmten sich und wollten einfach nur um sich schlagen. Die Sanis hatten das bemerkt und kamen, jeder an eine Seite, und hielten ihn im Stuhl fest.
„Sie sagten Sie hätten ihn mit einem Skalpell verletzt?“
„Ja, Herr Professor. In den Arm geschnitten und gestochen.“
Bosch nahm ein Skalpell und versuche Klaus in den Arm zu schneiden. Nichts passierte, die Haut ließ sich nicht schneiden. Aber dort wo das Skalpell seine Haut berührte entstand eine leuchtend rote Spur.
„Faszinierend.“
„Genau, es ist genau der Erfolg. Aber was machen wir mit ihm? Er ist ja nicht konditioniert, niemand hat mit so einer starken Reaktion gerechnet.“
„Die Autopsie wird uns schon zeigen was los ist. Ich kann ja mit diesem Skalpell...“
Bosch stutze und schaute auf das Skalpell.
„Haben Sie keine Skalpelle mit richtiger Klinge? Diese fehlt ja halb!“
„Herr Professor, das war völlig neu!“
„Na sehen sie doch selbst!“
Die Klinge des Skalpells war tatsächlich halb weg, abgebrochen oder einfach verschwunden.
Bosch nahm ein neues Skalpell und inspizierte es. Dann stach er es mit einem Ruck in Klaus' Bauch und zog es wieder heraus.
„Also ich bin ziemlich tief in seinen Bauch eingedrungen, anscheinend funktioniert das Zykon noch nicht so wie...“
Er brach ab, weil er sah, dass das Skalpell in seiner Hand halb verschwunden war. Klaus bot mittlerweile einen seltsamen Anblick, die Augen quollen vor und man konnte die Adern im Gesicht und Armen deutlich hervortreten sehen. Er gab ein unartikuliertes Grunzen von sich und die beiden Sanis – beide mindestens doppelt so schwer und breit wie Klaus – hatten offensichtliche Mühe ihn zu halten.
„Faszinierend. Instantane Materialabsorption. Aber wofür wird das verwendet? Als Schutz? Es muss doch irgendwie wieder ausgeschieden werden...“ Bosch war völlig in Gedanken und bemerkte gar nicht das die Sanis Klaus kaum noch halten konnten. Plötzlich riss er sich los und fuhr mit der ausgestreckten Hand auf Bosch zu. Etwas metallenes Blitze auf. Bosch starrte ungläubig auf die Hand die in seinem Bauch verschwand.
„Aaaarrrggh“ entführ es Klaus und er riss die Hand zurück. Es sah kaum noch aus wie eine Hand, eher wie ein Igel der mit Skalpellen statt Stacheln ausgestattet war. Ein großer Schwall Blut quoll aus Bosch und er brach lautlos zusammen. Die Sanis sürzten sich auf Klaus, aber mit einer Armbewegung warf er Beide von sich, so dass diese an die Wand des Raumes prallten und liegenblieben.
Die Ärztin, die nahe an der Tür stand, rannte raus und schloss die Tür hinter sich ab. Klaus war zwar dicht hinter hier, erreichte aber nur noch die geschlossene Tür.
Mit beiden Fäusten hämmerte er auf die Tür ein und hinterließ dort sichtbare Spuren. Aber die Tür war massiv und hielt dicht. Dann erklang ein lauter Alarm. Die Sirene war ohrenbetäubend, Klaus hielt sich die Ohren zu weil er das Gefühl hatte das ihm die Trommelfelle platzen würden. Es half auch, die Sirene wurde leiser. Nach einigen Momenten konnte er sogar die Hände von den Ohren nehmen, die Sirene war zu einem Hintergrundgeräusch geworden.
Außer sich vor Wut rannte Klaus in dem engen Raum von einer Seite zur Anderen. Dann viel sein Blick auf seine Hände. Sie war grau, irgendwie richtig metallisch. Und wo seine Knöchel sein sollten waren richtige Dornen zu sehen. Sein Unterarm, der ja öfters als Testobjekt für die Skalpellproben verwendet wurde war vollkommen mit einer metallisch aussehenden Schicht bedeckt. Er betastete ihn. Einerseits fühlte sich der Arm einigermaßen weich an, fast wie Haut, er war sogar warm. Aber andererseits war er auch... stabil. Er sah stabil aus. Sehr stabil sogar. Klaus wagte die Probe aufs Exempel und nahm vom Boden ein Skalpell auf und versuchte sich damit zu schneiden. Es funktionierte nicht nur nicht, sowohl sein Arm als auch seine Hand schienen das metallene Skalpell aufzusaugen und auf dem Arm erschien eine dickere Schicht. Was hatte Doktor Waldmann gesagt? '... darauf programmiert Schäden zu reparieren oder abzuwenden.' Ja abwenden das taten sie. Sie machten aus seinem Körper einen richtigen Panzer.
„Er ist ungehalten und gefährlich, wir müssen ihn sofort isolieren.“ Der Soldat, der vor Frau Waldmann stand, sah sie ungläubig an. Auf den Monitoren hatte er das Verhalten erkennen können, und das sah nicht so aus als ob „isolieren“ hier das richtige Wort war.
„Ja, Frau Doktor, wir werden ihn isolieren.“
„Beschädigen Sie 25 nicht, ich muss ihn untersuchen.“ Die Ärztin schaute mit einem Blick den Gang hinunter der nicht so aussah als ob es sich hier um einen hochgefährlichen Probanden handelte, der problemlos zwei durchtrainierte Agenten des Sonderkommandos niedergeschlagen hatte, die als Sani im Einsatz waren, oder der einfach in der Lage war zentimetertiefe Beulen in eine 8 cm starke Stahltür mit bloßen Händen schlagen konnte. Oder einen Erwachsenem Mann die Eingeweide mit bloßen Händen herrausreißen konnte. „Ist das klar, Herr Rudolf?“
„Frau Dr. Waldmann, wir verstehen unseren Job.“
Jetzt war es an der Doktorin verblüfft zu schauen.
„Sie sind hier nur um zu verhindert, dass etwas nach draußen gelangt. Das ist ihr Job. Das Objekt muss überleben, wir müssen so viele Tests durchführen. Prof. Bosch will die Ergebnisse sicherlich dem Rat... Nun ja, ich will die Ergebnisse dem Rat präsentieren, in dieser unglücklichen Situation.“ Die Geschwindigkeit, mit der sie sich an die neuen Begebenheiten anpassen konnte, war erstaunlich. Rudolf, eigentlich im Range eines Majors, aber das spielte bei der Sondereinheit nur eine untergeordnete Rolle, gab den Kampf den er nicht gewinnen konnte auf und instruierte sein Team. Ihm war es völlig egal ob das ein Proband, ein Karnickel oder ein Herde wütender Elefanten war. Der Unterschied für ihr bestand nur in dem Kaliber der Munition. Und nach dem er die Vorgänge auf dem Monitor gesehen hatte, entschied er sich für große, sehr große Kaliber. Und Sprenggeschosse. Und Handgranaten. Er hatte gesehen das mit einem Messer und wohl auch mit normalen Kugeln nichts auszurichten war. Also wollte er sicher stellen, das er nur einen guten Treffer brauchte.
Sein Team folgte ihm wortlos, fünf Mann, bis auf die Zähne bewaffnet. Keiner würde seine Befehle hinterfragen, keiner sich nicht daran halten. Ein Team, ein Ziel. Als sie in Formation anfingen vorzurücken hörten Sie Hämmern an der Tür. Offensichtlich versuchte der Proband die Tür doch einzuschlagen. Das Kommando ging in Position, alle Waffen auf die Tür gerichtet. Er musste nur noch rauskommen, und dann...
„Was bilden Sie sich sein, lassen sich mich vorbei, ich werde das schon klären!“ Frau Waldmann schob sich an den Soldaten vorbei.
„Gehen Sie sofort zurück!“
„Den Teufel werde ich tun und Sie haben mir gar nichts zu sagen. Wissen Sie wie viele Jahre Forschung ich hier reingesteckt habe? Ich werde den Probanden schon dazu bekommen zu tun was ich ihm sage.“
Rudolf dachte an den Anfang der Überwachung als die Ärztin dem Probanden – er hatte gemeint tatsächlich ein Lächeln zu erkennen – das Skalpell in den Arm gejagt hatte, und bezweifelte das sie irgend etwas ausrichten konnte, außer ihn noch wütender zu machen. Aber Rudolf war Soldat. Und Soldaten gehorchten. Er sicherte trotzdem seine Waffen nicht.
Gerade als sich Frau Waldmann wieder zur Tür umgedreht hatte, explodierte diese in dem Raum. Es schien zumindest als ob sie explodierte, aber irgendwie waren es nur wenige Bruchstücke die an der anderen Seite herunter fielen. Dort prallte auch Klaus ab. Und er drehte sich zu dem Kommando um, das bei seinem Anblick wie ein einziger Mann tief Luft einsog. Klaus war über und über mit einer metallischen Schicht bedeckt. Seine Augen waren hinter einer Art Visier verborgen, ja der ganze Kopf steckte in einer Art Helm. Und seine Arme und Beine waren regelrecht in Panzer gehüllt, von seinen Händen standen zornige Stacheln in alle Richtungen ab, die alle nicht so aussahen als ob Klaus zum Reden herausgekommen wäre.
Dann viel sein Blick auf Frau Dr. Waldmann und er erstarrte.
„Warum?“ seine Stimme klang blechern.
„Mein Supersoldat. Es hat funktioniert! Ich werde die Welt verändern, ja....“ Frau Waldmann erkannte gar nicht die Gefahr in der sie steckte. Hinter dem Metall war all die Wut und der Hass des Probanden erkennbar, der genau wusste wer ihm das angetan hatte und nun erkannte, dass es nie um irgendetwas ging was helfen sollte, nie um jemanden gesund zu machen. Sondern nur um zu töten. Soldaten sollten die perfekten Soldaten werden – unverwundbar, unzerstörbar, tödlich...
Klaus war kein Soldat, Klaus war einfach wütend, verängstigt und mittlerweile vollkommen Wahnsinnig. Sein Geist konnte einfach nicht begreifen was vor sich ging und zog sich irgendwohin zurück, hinterließ den Urinstinkten den neuen Körper. Und die Urinstinkte wussten nur wer ihnen das angetan hatte und das sie Blut wollten.
Er ergriff das erste Objekt das neben ihm war um damit auf Frau Dr. Waldmann loszugehen, die Soldaten hatte keine Bedeutung für ihn, ja waren nicht einmal eine Bedrohung. Das erste Objekt neben ihm war die Hauptgasleitung die dort an der Wand verlegt war. Seine Hände griffen danach, sogen gierig das Metall auf um es dem Panzer seines Körpers zuzuführen, aber nicht schnell genug das Klaus nicht ein langes Stück der Leitung abreißen konnten und einen Schritt auf die Gruppe zu gehen konnte. Und die Tat was Soldaten tun, die mit geladenen und entsicherten Waffen auf ein Feindobjekt warteten, welches sich schnell und erbarmungslos auf sie zubewegte. Sie feuerten mit allem was sie hatten. Kugeln, Granaten... Und keiner dachte an das Gas, das mit 8 bar aus der Leitung strömte. Ob es eine Kugel war, oder eine Granate, oder einfach nur Zufall der das Gas entzündete wird man wohl nie herausfinden. Die Stichflamme und die Explosion zerriss den Kellerabschnitt vollständig und der Gebäudeteil stürzte davon ein. Unter dem Schutt begraben, in einer Flamme so heiß das die Rettungskräfte nur noch zusammengeschmolzenes Metall an der vermuteten Explosionsstelle fanden, verging alles, das Team, die Ärztin, Prof. Bosch, Geräte, Ausrüstung und alle Proben eben jenem Wunder welches erst vor Kurzem der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde.
Bericht in den Frankfurter Nachrichten vom 24.8.2014 (Kommentar zum Tode von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult Bosch, erschienen in der Sonntagszeitung)
Tragisch, so konnte man Professor Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Ernst Bosch nie nennen, nur die Umstände seines Todes. Dieser große Forscher, dieser unglaubliche Egomane, der mehr zerstörte Leben hinterlassen hat als große Erfindungen, dessen Freundschaft sich diejenigen rühmten, die er nicht versuchte von der Erde in Schande zu tilgen, starb jenen tragischen Tod in seiner Klinik als aus ungeklärten Gründen die Gasleitung im Keller riss, just eben an jenem Ort an dem er seinen größten Erfolg feiern wollte. Nanobots waren in dieser Phase seines Schaffens sein Ziel, eine Welt ohne Krankheit, eine Welt in der es keinen Krebs mehr gab. Wir haben alle gerätselt, ob dieser zweifelsohne große wie kontroverse Mann tatsächlich gewillt war diesen Schritt zu tun. Was sollte danach kommen, in einer Welt in der niemand mehr krank wurde? Wie hätte der jetzt schon viel zu stark anschwellen Bevölkerung Herr werden können? Die Massen die an unsere wohlhabende Bastion anbranden, nur um dort, ja sagen wir es ruhig, krankhaft gesunde, langlebige Objekte zu finden, die alle Ressourcen besetzt halten. Trotz der hehren Ziele, niemand hat ernsthaft am Scheitern gezweifelt. So sind sicherlich wertvolle Proben verloren gegangen, sicherlich auf Aufzeichnungen. Aber da niemand, und erst recht kein solcher Paranoiker wie Bosch, ohne Sicherheitskopien lebt, und diese bei der Durchsuchung durch BKA, Sicherheitsdienst, sogar der MAD hat sich eingeschaltet für den Fall das für Terroristen verwertbare Informationen dabei sein könnten, die besser gesichert wären, nichts ans Licht kam. Die Experten des MAD haben sogar wochenlang die Zentralserver, und alle privaten Rechner durchleuchtet, mit einem Elan der sonst kaum zu erwarten war, nur um nach dieser Zeit ein lapidares „Nix gefunden“ uns hinzuwerfen. Aber das sind halt die Geheimdienste, die einen Erfolg nicht bewerben dürfen, weil er ja meinst im Geheimen passiert, aber auch ein Versagen mit einem Achselzucken abtun können. Wir werden dieses letzte Versagen – und das einzige das offiziell bekannt wurde – in Erinnerung halten müssen, das auch die genialsten nicht vor Fehler gefeit waren. Das sie nicht in den Stand der Götter zu erheben sind, sondern auch nur Menschen. Und das bei einem tragischen Unfall auch die Fähigsten genauso sterben können, nur die Werke, die werden bleiben und uns ihrer gemahnen.
Aus: Trierer Bote, 3.11.2014, unter „Polizeinotizen“:
Die 38-jährige Dr. Anneli Waldmann, zuletzt auf dem Weg zur Arbeit nach Frankfurt am Main bei der Bosch-Klinik gesehen wurde von ihrem Vermieter als vermisst gemeldet. Dieser hatte durch einen Wasserschaden in der Wohnung alarmiert diese aufbrechen lassen. Zur Klärung der Versicherung bitten wir sachdienliche Hinweise an die Polizei Vermisstenstelle in Trier oder jede andere Polizeidienststelle zu geben.
Aus: Aktenzeichen 4/2245/A-Jsch des Nachlassgerichtes Trier vom 16.12.2015:
In der Sache Dr. Waldmann ergeht folgender Beschluss:
Nach Auswertung durch den Gutachter wird im Zusammenhang mit dem Unfall vom 19.8.2012 an der Arbeitsstelle von Dr. Waldmann und der Genalayse eines Haarrestes, der zu 99,8% mit Dr. Waldmann übereinstimmt, diese für tot erklärt. Ihre gesamten Besitztümer werden von einem amtlich bestellten Nachlassverwalter veräußert, der Vermieter erhält den ausstehenden Mietzins zuzüglich Zins, jedoch nicht die von ihm darüber hinausgehenden Forderungen. Der Rest geht an die Staatskasse mangels Erben.
Aus: The Onion, 14. Mai 2016
Metal man sightings increase!
As our correspondant in Jekaterinburg mentioned is there an increase in metal man sightings. In earlier years this was always related to vodka, whiskey and abuse by aliens now there are sightings in the ural region. It seems as the metal man is very shy, as whenever he is aways of anybody approaching he melts right into the mountain.
We of The Onion have witnessed him carring bags of gold around and eating it, being the main reason of the increasing gold prices and financial earth crisis and not the arabs or Mitt Romney's presidentship as some of your creeping Liberals want to make us think!
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