Abendrot
Blutig rinnt dein Leben über Dein Gesicht
wenn die Sonne verglüht
jetzt nur noch dem Dunkel entgegensehend
mit jedem Blick werden die Furchen tiefer
die du gegraben hast
in all der Zeit
die dir nicht mehr bleibt. Fürchtest Du dich?
Vor deiner Zukunft?
Vor Dir?
Als ob es etwas ändern würde,
hier,
am Ende des Weges.
Es ist nicht mehr weit
sagst du
und es wird alles gut.
Die Zweifel haben sich in mein Herz gefressen
schlimmer als tausend Dämonen
sie nagen an meinem Fleisch
wie schwärende Wunden
immer tiefer
bis ich an nichts anderes mehr denken kann.
Die Nacht frißt meine Seele
Biß
um Biß
um Biß
bis nichts mehr übrig ist.
Alles wird gut
sagen sie.
Nur Mut
sagen sie.
Woher soll ich die Kraft nehmen?
Schon zu lange auf Reserve gelaufen
den letzten Tropfen aus mir herausgequetscht
und alles für nichts
es war doch alles nicht wichtig!
Ein Leben lang
die falschen Prioritäten gesetzt
unzufrieden mit sich selbst
mit anderen
und mit der Welt an sich.
Dann auf die richtige Bahn gekommen
Hoffnung geschöpft
Kraft
Mut
Erfolg
Höhen erklommen die vorher unerreichbar waren...
Plötzlich das aus.
Du stehst vor dem Nichts
weil alles
alles vergeben war.
Der Tod war so weit weg
irgendwann einmal.
Sicher, das ist klar.
Nicht heute.
Nicht jetzt.
Nicht ich.
Nicht Du.
Den eiskalten Hauch in meinem Nacken gespürt,
gedacht: "Und wenn schon!"
"Ich habe gelebt!"
Doch ich bin es nicht
nach dem die knöcherne Hand greift
unbarmherzig
eisig kalt
durch mich hindurch
greift sie nach der Sonne
dem Licht
dem Leben
nach Dir.
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